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Sport ist Mord – Von Tina Wallbaum

19 Jul 2014

Wer oder was könnte denn eine Sprach-Laborantin sein? Das ist eine gute Frage, der wir auf jeden Fall auf den Grund gehen mussten. Ihr eigentlicher Name ist Tina Wallbaum und sie ist eine Autodidaktin mit einer – gaaaaaanz großen – Begabung für das Aneinanderreihen von Buchstaben. Sie verfasst kleine, aber feine Geschichten auf ihre ganz persönlichen Weise, die auch Euch ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern werden. Wie viel Zeit man dafür braucht? Laut Tina „dauert das Lesen einer meiner Geschichten maximal so lange, wie man braucht, um eine Zigarette zu rauchen, sich eine Tasse grünen Tees zuzubereiten, ein oder zwei Büro-Gymnastikübungen gegen Rückenschmerzen zu machen, oder um eine kleine Butterstulle zu vertilgen.“ Lust auf mehr? Dann ist hier ihre brandneue Kurzgeschichte!!

 

Sport ist Mord

Meine Nase tut weh. Keine 5 Minuten zuhause, nachdem wir nach 9stündiger Autofahrt aus dem Urlaub zurück sind, hält es mein Sohn für angebracht, mir in seiner Begeisterung (Meine Spielsachen! Oh, da ist ein Ball!) und geflutet von nicht verbrauchter Tagesenergie einen Ball ins Gesicht zu trümmern.
Leider ist er nicht in der Lage, Badelatschen tragend einen Fußball zu kontrollieren und meine Reflexe sind nicht die eines Manuel Neuers. Es ist erstaunlich, dass mein Sohn es überhaupt geschafft hat, mich zu treffen. Wobei – er hat mir auch schon mal einen Tischkickerball mitten auf die Stirn geschossen. Er spielte Minigolf mit einem seiner tausend Stöcke, die im Garten liegen und besagtem Tischkickerball. Ich kam nur zufällig vorbei.

Ich habe den Eindruck, beim Sport zuzuschauen ist mittlerweile genauso gefährlich, wie ihn selber auszuüben.
Mein Mann sieht das naturgemäß anders.
Schmerzen nach dem Sport sind Ehrenschmerzen, alles andere ist Pippifax.

Deshalb lässt er sich ächzend auf dem Sofa nieder. Er hat diverse Sportinduzierte Wehwehchen aus dem Urlaub mitgebracht.
Rafting, Hydrospeeding, es gibt nichts, was dieser Mann nicht ausprobieren muss.

Wer Hydrospeeding noch nicht kennt: Ein Sport für Wahnsinnige im Neporenanzug, die sich nur mit einem Mossgummischwimmbrettchen bewaffnet in reißende Flüsse stürzen und sich dann wundern, wenn sie sich die Haxen brechen.

Ob ich wisse, wo das Voltaren sei, fragt mein Mann mit Mitleid erregendem Gesichtsausdruck.
Nein, weiß ich nicht.

„Es tut auch der Franzbranntwein aus meiner Snowboardtasche!“ schlägt er vor.

„Ich glaube, bei dir hakt`s, oder?“ gebe ich zurück – „was weiß ich, wo die Snowboardtasche ist, wir haben Sommer. Außerdem hat mir DEIN Kind eben fast die Nase gebrochen.“

„Oje“, murmelt es mäßig Anteil nehmend in der Ächzecke. „Hm, sieht irgendwie auch komisch aus, deine Nase.“
Vielen Dank auch.
Es folgt eine kurze Pause, dann tönt der plötzlich muntere Gatte:

„Aber dann würde dir ein wenig Voltaren auch nicht schaden, oder, mein Schatz?“

Da hat er eigentlich nicht unrecht. Trotzdem bleibe ich sitzen, denn ich finde es ungerecht, dass ich das Zeug jetzt suchen soll, obwohl ich eigentlich der Pflegling sein sollte.

Männer sind eigenartig:
Machen sie keinen Sport, sind sie unzufrieden. Machen sie Sport, verletzen sie sich.
Sie lieben es, vom Kampf gezeichnet zu sein.
Was man z.B. bestens bei der Fußball-WM verfolgen kann. Da wird gehinkt, gestöhnt, geschwitzt und auch eine Menge geweint.

Die Kategorie, in die Blessuren fallen, die einem von den eigenen Kindern beigebracht werden, hat allerdings noch keinen Namen.

Ich sollte ein Mütter-Verletzungs-Vermeidungs-Training entwickeln.

Es muss sich schnittig anhören. Nach Lifestyle und ein bisschen Retro schadet auch nie. Es darf auch nicht jeder kennen, sonst ist es öde.

Genauso wie der alljährlich wiederkehrende Versuch der Gastronomie, einen neuen Sommerdrink zu kreieren.
Ich wundere mich jedes Jahr aufs Neue über die mitunter seltsamen Zutaten, die kein normaler Mensch in Einzelteilen freiwillig zu sich nehmen würde.

Panscht man das Zeug aber mit irgendwas Farbigem zusammen, steckt ein Zweiglein von einem Bäumchen hinein und gibt dem Kind einen Namen, der sich wahlweise nach einem leicht bekleideten Mädchen oder einem urbanen Trendsetter anhört, dann ist alles gut.
Und das Geld verdient sich quasi von alleine.

Irgendwann sehe ich sicher auch mal Thujazweige im Glas. Oder Buchsbaum. Wäre ja auch praktisch, so kann man gleichzeitig seinen Grünmüll entsorgen UND Geld verdienen!

Da ich mich mit Cocktails nicht auskenne verlege ich mich allerdings auf den Moms  in Sporty Action – Sektor.

Ich biete Trails an: Der erste („Einsteiger“) wird „GardenHouseCross“ heißen. Dieser  dient dem Training der Reflexe beim Angriff der Killerkinder aus dem Off.

Der zweite – „Fortgeschrittene“ – heißt „Discovery-Sport“ und befasst sich mit Gefahren im Umgang mit Kindergruppen und belebten Städten, in denen der Season Sale läuft. Wahlweise: Überleben einer Wanderung oder sonstiger Outdooraktivitäten mit Kindern ohne Nervenzusammenruch oder Tobsuchtanfall (der Mutter).

Der dritte Trail: „Extreme“. Nix für Weicheier. Shopping mit Kindern und Männern. Die Postkorbübung lautet: Alle zufrieden entsorgen, danach alleine losziehen.
Mit begrenztem Zeitdeputat 86 Läden abgrasen, trotz aller Tüten würdig aussehen.
Abends essen gehen ohne Rucolareste zwischen den Zähnen und Soßenflecken auf dem blütenweißen Ausgehkleidchen zu hinterlassen.
Nach einer durchtanzten Nacht strahlend und gutgelaunt aufstehen, um inspiriert und ausgeruht zur Arbeit zu gehen.
Chef durch sinnvolle Einfälle und Unentbehrlichkeit von sich überzeugen.
Verletzungen und Blasen: wegatmen.

Das alles mach ich aber erst, wenn die Nase nicht mehr dick ist.
Jetzt erst mal das Voltaren holen gegen den Schmerz.

Und vielleicht einen Pastis gegen den Rest.
In diesem Sinne.
Prost.

 

Anmerkung der Zwergenkönigin: Und wenn Ihr noch etwas mehr über DIE SPRACH LABORANTIN erfahren möchtet, dann lest noch ein wenig weiter …

Wie sieht Dein Alltag aus, Dein Leben klingt doch sehr fidel?Die Sprach Laborantin
Wenn ich nicht Kinder huete und meinem haushalterischen Joch unterliege, dann arbeite ich seit einem guten halben Jahr bei einem Objektmoebel-Fachhaendler und akquiriere und betreue Geschaeftskunden. Was mir sehr viel Freude bereitet – einmal Vertrieb, immer Vertrieb!

Wer gehört zu Deiner Familie und was sind Deine Freizeitvorlieben?
Ich habe einen Mann, der sehr witzig sein kann, sofern man ihn nicht aergert, zwei Soehne im Alter von 7 und 10, der eine wechselt jetzt auf die weiterfuehrende Schule. Ich selber bin 38, verbringe meine Freizeit am liebsten mit den drei Jungs (Kinder und Mann) am Wasser oder auf einem Paddelbrett und hoffe eines Tages, ganz ans Wasser ziehen zu koennen. Was durchaus der Fall sein koennte – im Moment bin ich allerdings erst mal unter die Dauercamper gegangen, da am Bodensee Wassergrundstuecke erst nach Lottogewinnen oder ueber den reichen Onkel aus Amerika zu erwerben sind …

Wer war der Auslöser, dass Die Sprach Laborantin ihre Geschichten auch anderen Menschen zugänglich machen wollte?
Der Grosse meiner Kinder war der Anlass, mit dem Schreiben zu beginnen, weil ich oft das Gefuehl hatte, das was mir passiert, ist so absurd, das muss ich einfach aufschreiben.
Klassische autodikaktische Herangehensweise also.
Gelernt habe ich was ganz anderes. Ich bin Betriebswirtin und habe den Großteil meines Erwerbslebens bisher im Vertrieb verbracht. Erst Bürofachhandel, dann Buchgroßhandel, zwischendurch B2B- Kaltakquise, jetzt eben Objektmoebel – was definitiv am meisten Spaß macht. Man umgibt sich mit schoenen Moebeln (wir fuehren eigentllich ausschliesslich Designermoebel) und schafft anderen ein optimales Arbeitsumfeld. Das ist toll.

Foto: © Tina Wallbaum

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