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Der geliehene Baum – Weihnachtstradition mal anders

7 Nov 2015

Der geliehene Baum

Manchmal sind die Dinge ganz anders, als man sie sich wünscht, schrieb mir neulich eine Freundin. Ich ging kurz in mich und dachte, dass sie es wirklich auf den Punkt gebracht hat. Zudem fand ich es sehr ehrlich, dass sie es äußerte.

Ich dachte an den Dezember 2014 und wie sehr ich früher die Vorweihnachtszeit mochte. Im vergangenen Jahr war alles anders. Es fing schon damit an, dass ich zum ersten Mal, seit die Kinder auf der Welt sind, aus zeitlichen Gründen keinen eigenen Adventskalender für sie gebastelt hatte. Ich persönlich liebte diese kleinen Überraschungen meiner Mutter damals sehr und wollte die Tradition wohl gerne weiter geben. Unsere Kids bekamen in kürzester Zeit DREI Kalender geschenkt, mit Schokolade und mit Büchern. Wofür brauchte man dann also noch meinen ganz persönlichen fragte ich mich und ich glaube, die Kinder haben ihn nicht wirklich vermisst.

Mein erstes Learning: Es muss nicht immer alles so sein, wie es war um eine glückliche Stimmung zu haben.

Dann erwischte mich eine „emotionale Phase“, die auch über die Festtage anhalten sollte. Zum Ende des Jahres lässt man die Ereignisse ja noch einmal Revue passieren und ich hatte eine paar unschöne Erlebnisse, die mir noch auf die Niere drückten: Der plötzliche Tod eines Freundes, schwere Krankheiten im Freundeskreis, ein Streitgespräch mit den Vater, das noch aus der Welt geschafft werden sollte, langjährige Freundschaften, die bei genauem Betrachten nicht mehr viel mit Freundschaft zu tun hatten, was man sich schmerzlich eingestehen musste und noch ein paar Kleinigkeiten, die mich nicht vor Freude springen liessen. Aber das Fest der Liebe ist nun mal etwas, dass sich nicht so leicht aus dem Kalender streichen lässt, schon gar nicht wirklich gut, wenn man kleine Kinder hat, die seit Wochen vom Christkind sprechen und sich genau überlegen, wie der Wunschzettel zum Christkind kommt und ob mal lieb genug war, dass alle Wünsche in Erfüllung gehen werden.

Nächstes Learning: Man bekommt nie all das, was man sich wünscht. (Und das ist auch gut so!)

Der Schwiegervater rief mich an und sagte, dass er Nachts aufgewacht sei, da er sich Gedanken gemacht hatte, wie wir das Thema Tannenbaum lösen sollten. Wir wollten das Fest diesmal in den Bergen verbringen, Ski fahren ist eine große Leidenschaft der gesamten Familie. Ich beruhigte ihn mit den schönen Erinnerungen, die wir damals mit der (leider viel zu früh verstorbenen) Schwiegermutter geteilt haben: Wir hatten uns einen Baum für das Fest „ausgeliehen“, als wir auch über die Festtage in den Bergen waren. Sie fehlt uns allen und ich versuchte ihn aufzumuntern, dass auch wir das hinbekommen würden.

Mit nicht ganz leichtem Gemüt ging es dann schließlich in den Urlaub und ich sagte mir, dass mir Ruhe vielleicht besonders gut in diesem Moment tun würde. Lange schlafen, ohne auf die Uhr schauen zu müssen, Frühstücken (das liebe ich und als Mutter kommt es leider oft viel zu kurz), das Immunsystem in der Infrarotkabine stärken, Spaziergänge in der Sonne, heißen Kakao an einer Schnee-Bar trinken und lesen, all das, was über das Jahr zu kurz gekommen war. Schon ein komisches Gefühl, wenn man unten am Berg steht und gar keine Kraft zum Ski fahren hat.

Und dann war da ja noch das Thema Baum. Ich lief durch den Ort und schaute nach Rechts und Links um die Möglichkeiten abzuwägen. Unsere Tochter erzählte mir, dass ihr ein älterer Herr mit zwei Bäumen entgegen gekommen sei und sie eigentlich fragen wollte, wo er sie her hatte. Aber er hatte ihre Rufe nicht gehört.

In einer süßen kleinen Boutique entdecke ich ihn dann, den fixfertig und wunderschön dekorierten Baum. Er könnte doch gut UNSER Baum werden. Ich erzählte der Familie davon und sie schauten sich an und fragten mich, ob ich mich trauen würde zu fragen, ob sie uns den Baum leihen könnten. Ja, ich traute mich, und ich traute mich auch die Wahrheit an den Tag zu legen, dass wir zwei Kinder haben, mir es die ganze Woche nicht so gut ging und es traurig wäre, wenn wir keine Tannenbaum hätten. Erfreulicher Weise war die Junior-Chefin nicht wirklich verwundert und sie sagte mir, dass sie eine Lösung für uns finden würde.

Meine Tante und ich hielten es für eine gute Idee, in der Zwischenzeit einen Punsch zu trinken, der wärmt auf und bringt einen meist in Weihnachtsstimmung. Der Barchef gab noch einen Prosecco aus, eine interessante Mischung, um sich wohlig gestimmt auf den emotionalen Abend vorzubereiten.

Und siehe da, der Anruf kam umgehend, wir könnten den Baum um kurz vor 17 Uhr abholen, bevor die Boutique schließen würde und müssten ihn bitte am nächsten Tag wieder bringen. x-mas mal leicht gemacht, alles war schön geschmückt, wir setzen noch einen süßen Glitzer-Vogel auf die Spitze (mal keinen Stern) und konnten zufrieden nach dem Kirchenbesuch mit dem Glöckchen läuten, das den Kindern das Zeichen gibt, das sie hereinkommen dürfen.

Und noch ein Learning: Wer nicht viel erwartet, kann ganz viel erhalten.

So ist das mit den Traditionen, wenn sich Familien „mischen“ wird es nicht immer leichter, manchmal anders. Erwartungen zu erfüllen ist oft nicht einfach, aber wenn man die Sachen auf sich zukommen lässt, kann es überraschend schön werden. Ich denke diese Baum-Geschichte wird mir lange in schöner Erinnerung bleiben und ich habe mir vorgenommen, die Traditionen für unsere eigene kleine Familie noch einmal zu überdenken. Man könnte die Kinder fragen, was ihnen wichtig ist und was ihnen gefällt, sie können es nämlich so herrlich ehrlich und unverblümt äußern.

Der Satz „Schicksal ist das, was man daraus macht“ aus dem Film The Bone Collector hat mich vor ein paar Tagen sehr berührt. Ich bin mir sicher, dass alle Mütter in ihrem Ermessen ihr Bestes geben um es den Kindern und der Familie so schön, fröhlich & lehrreich wie möglich zu gestalten. Meistens scheint es uns zu gelingen, aber manchmal stossen auch wir an unsere Grenzen … Dann ist die Zeit dafür gekommen, es einfach mal laufen zu lassen.

Wie sieht es bei Euch mit Weihnachts-Traditionen aus? Werden diese über Jahre hinweg gepflegt? Mit Freude oder eher unter einer gewissen Anspannung? Wir sind gespannt, von Euren persönliche Erfahrungen zu lesen!

Herzlichst Eure Zwergen-Königin Britta

zwergalarm-Zwergen-Koenigin-Britta

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